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Leere Straßen und unbeleuchtete Gebäude

Wir sollten einen Text darüber schreiben, wie diese Zeit auf uns wirkt. Das Jahr 2020, das Coronajahr, das Jahr, dass uns allen gezeigt hat, dass nicht alles selbstverständlich ist.

Ich bin gerade auf dem Weg nach Graz. Ja, richtig, ich reise noch und das während des 2. Lockdowns. Ich besuche meinen Freund, da wir eine Fernbeziehung führen. Ist euch etwas aufgefallen? Ich habe keine Ahnung, wer diesen Text vielleicht irgendwann mal lesen wird, aber ich habe das Gefühl, mich rechtfertigen zu müssen. Immer wieder müssen wir erklären, warum wir tun was wir tun und wenn wir keinen Grund nennen können, drohen sogar Geldstrafen. Auch wenn das Besuchen meines Freundes dieses Mal erlaubt ist, trägt jedes Wiedersehen ein Risiko mit sich. 

Leider kann sich keiner sicher sein, dass er vom Virus nicht betroffen ist, ganz egal auf wie viel man verzichtet. Ein Virus, der sich heimlich und leise anschleicht aber große Spuren hinterlässt. Der Bus ist in der letzten halben Stunde durch die Stadt gefahren und auch wenn man die Bilder einer leergefegten Stadt mittlerweile kennt, ist es beunruhigend. Leere Parkplätze, unbeleuchtete Gebäude, leere Straßen ohne Menschen.
Ich bin 17 Jahre, ein Alter, in dem man zum Glück nicht so anfällig für schwerwiegendere Symptome ist. Leider aber auch ein Alter, in dem es noch schwerer fällt soziale Kontakte einzuschränken oder auf lustige Abende zu verzichten. Ich war immer eher mit älteren Leuten befreundet, aber für vieles zu klein, also ist meine Liste mit Festivals und Plänen dementsprechend lang. Mir ist bewusst, dass dies nicht das größte Problem ist, aber dennoch ist es schwer zu akzeptieren. 

In ein paar Monaten oder nächstes Jahr wartet auf viele von uns die Zentralmatura. Man versucht zwar so normal wie möglich den Unterricht von zu Hause fortzusetzen, aber es ist nicht einmal ansatzweise damit zu vergleichen, was in der Schule hängen bleibt. Viele Themen sind absolut unverständlich oder nicht ausreichend behandelt worden, da die Zeit einfach fehlt. Die meisten sind trotzdem total überlastet und gestresst. Die Plattformen, über die dieses ganze Homeschooling passiert, sind leider noch total chaotisch oder dieser Menge an darauf zugreifenden Schülern nicht gewachsen. 

Die Aggressivität und depressive Stimmung in unserem Land ist leider enorm gestiegen. Viele Menschen ziehen sich komplett zurück, sind nur noch genervt oder auch verängstigt. In meiner Familie wird bald ein Baby erwartet. Die Angst ist dementsprechend groß, da keiner wirklich weiß, wie sich Corona auf eine Schwangere oder Neugeborene auswirkt. Am Anfang hat man noch versucht Spaziergänge zu organisieren, jetzt wird einem nur noch mit Kälte begegnet aus Angst das jeder Kontakt eine Gefahr ist.