Ich wache auf. Nicht weil die Strahlen der Sonne meine Nase kitzeln oder weil mich ein Buchfink bei Sonnenaufgang lieblich aus meinem Schlaf singt. Nein, ich lebe nicht in so einer Welt. In einer Welt, wo es Pflanzen gibt und sich Jahr für Jahr die Blätter über meine Dachterrasse schlingen. Über die Veranda hinaus auf den Horizont und dem klar blauen Himmel entgegen. Eine Welt, die schöner sein könnte als das Paradies…
Nein.
Ich wache auf, weil mein Wecker mich aus meinem Schlaf zerrt. Komisch, ich betrachte die Uhr, die jedes Mal aufleuchtet, wenn der Alarm meines Weckers angeht. 2.00 Uhr steht in schwarz auf dem Bildschirm, ich erkenne die Zahlen nur durch den leuchtenden Hintergrund. Es fällt mir schwer, die Augen offen zu halten, da ich mich erst an die Helligkeit gewöhnen muss. Nachdem ich eine unendliche Zeit geschlafen hatte. Ich bin mir nicht sicher, ob ich durch das viele Schlafen nicht noch müder geworden bin oder ob das alles total überbewertet wird. Doch bevor die Wörter in meinem Kopf immer lauter und mehr wurden, fielen meine schweren Augenlider abermals zu. Ich wusste nicht warum, aber ich hatte keine Kraft mehr … Ich musste Energie sparen, also zog ich meine Decke bis zu meinem Hals hoch, doch meine Hände fielen wieder auf das kalte Bett zurück, als würde sie eine Art Kraft hinunterdrücken – sodass ich keine Chance haben könnte, sie zu befreien und unter meine warme Decke zu holen.
Doch bevor ich über Weiteres nachdenken konnten, hörte ich eine Tür. Sie wurde durch leises Quietschen aufgemacht und sie fiel sehr langsam wieder zu, ich schloss meine Augen, ich wollte nicht sehen, wer hereinkam und um mich umzudrehen, war ich einfach zu schwach. Das Licht ging an und die Schritte kamen immer näher …
„Hallo“, hörte ich eine sanfte Stimme, doch anstatt einem richtigen Wort brachte ich nur ein Keuchen heraus. Ich sah zu dem Nachtkästchen neben mir, das mehr ein zu hoher Tisch war als etwas, das an daheim erinnern sollte. Der Mann neben mir nahm das Glas und führte es an meinen Mund. Ich nahm nur einen einzigen Schluck. Ich hätte locker das ganze Glas austrinken können, doch fehlte mir die Energie, also ließ ich mich wieder zurück in das harte Bett fallen und schloss meine Augen. Sie waren tief und fest geschlossen. Doch trotzdem hatte ich das Gefühl, dass sich alles drehen würde.
Erst jetzt sah ich die Geräte, die um mich herumstanden. Ich hörte ein Piepen, das immer schneller wurde und sah an einem der Bildschirme die Aufzeichnung meines Herzschlages. Ich spürte die unangenehmen Schläuche, die eng an meinem Hals entlanggingen und merkte, dass ich wirklich nicht mehr zuhause war. Ich spürte andauernd ein unangenehmes Kratzen in meinem Hals, weswegen ich andauernd keuchte und hustete.
Der Mann neben mir war ein Arzt, der mir erzählte, warum ich in einem Krankenhaus war. Er erzählte mir, dass ich nach einem Sprung auf dem Eis umgefallen war. Sie hatten mich einliefern lassen und festgestellt, dass ich krank war. Ich konnte nicht alles verstehen, da ich wieder dabei war einzuschlafen. Ich hörte Covid-19. Ich überlegte, ob ich das schon einmal gehört hatte, doch konnte ich mich an nichts erinnern. In meinen Halbschlaf fiel mir ein, dass ich Eisläuferin war, ich trainierte für die Meisterschaften. Da war ein Sprung und, und …. Und dann …. Ich überlegte, doch da kam nichts. Ich probierte meine Beine auszustrecken, um zu überprüfen, ob ich noch lebe, doch spürte ich nichts …
Plötzlich würde ich wie aus dem Nichts aus meinem Traum gerissen. Schweißgebadet wachte ich auf, die Sonnenstrahlen fielen durch die Fensterscheibe. Und draußen sah ich Autos vorbeifahren. Also war alles nur ein Traum… Ich sah auf meine Uhr, die auf meinem linken Handgelenk war. 7:20 Uhr. „Ich gehe in die Schule, Mama“
Ich war anscheinend einfach nur bei meinem Frühstück eingeschlafen. Ich lief schnell in mein Zimmer und holte meine Mundschutzmaske. Dann lief ich in die Schule und war froh, dass alles nur ein böser Traum war…