Menü

Hiobsbotschaft

„Ab Montag soll jeder zuhause bleiben, der zuhause bleiben kann. Weitere Informationen werden euch die Lehrer über E-Mail zukommen lassen.“

WAS? Hatte es nicht bis vor zwei Stunden noch geheißen, dass wir bis Mittwoch in die Schule kommen sollten? Es war Freitag, wir hatten gerade Turnen und saßen alle im Kreis um unsere Turnlehrerinnen herum, als man uns diese Hiobsbotschaft verkündete. Wir hatten heute an sich schon einen sehr komischen Schultag, weil plötzlich jeder von uns eine E-Mail-Adresse bekam und uns erklärt wurde, wie wir uns auf unserer Schullernplattform einloggen könnten. Aber diese Nachricht toppte dann doch alles. Nach einer halben Stunde, in der uns die Lehrerinnen alles erklärt hatten und es auch alle mehr oder weniger verstanden hatten, gingen wir dann noch etwas verwirrt nach Hause.

Es ist Montag und es sind mittlerweile zwei Wochen vergangenen, in denen wir zuhause unterrichtet wurden. Meine Uhr zeigte gerade kurz nach 8:00 Uhr als ich aufstand, Zähneputzen ging und anschließend nach unten, um zu frühstücken. Durch „Corona“ hat sich meine Morgenroutine sehr verändert. Ich ging nicht mehr im Halbschlaf nach unten und aß mein Frühstück, ohne etwas zu sagen, sondern zog mich zuerst an, ging dann meine Zähne putzen und erst jetzt frühstücken. Durch diese Umstellung war ich auch beim Frühstücken, wie meine Familie feststellte, viel gesprächiger als sonst. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging ich so gegen 9:00 Uhr nach oben zu meinem eigenen PC, den ich glücklicherweise ein paar Wochen vor dem Corona–Lockdown bekommen hatte. Meist waren um diese Uhrzeit erst zwei oder drei E-Mails da, weil die Lehrer eben auch noch andere Klassen hatten und es so auch hin und wieder vorkam, dass einige Arbeitsaufträge erst um 12:00 Uhr eintrafen. Nachdem ich mir das alles angeschaut hatte, rief ich meine Schulfreundin Elisa, mit der ich die Aufgaben immer gemeinsam machte, an. Fast immer waren die Aufgaben gut zu bewältigen, weil es meistens pro Fach eine Wochenaufgabe war. Abgesehen von den Wochenaufgaben, die die Lehrer uns über E-Mail geschickt hatten, gab es auch noch Meetings, bei denen immer die ganze Klasse dabei sein musste. So zum Beispiel in Mathematik, die eine Stunde dauerten und vier Mal in der Woche zu bestimmten Zeiten stattfanden. Bis alle Meetings durch waren und man alle Aufgaben für den Tag gemacht hatte, war es meistens 13:00 bis 14:00 Uhr. Also ähnlich, wie wenn man normal in die Schule gegangen wäre.

Die Nachmittage waren wegen der „Corona-Ferien“ meist sehr entspannt. Die meisten meiner Hobbys waren durch den Lockdown eh nicht mehr möglich. Außerdem sollte man das Haus so selten wie möglich verlassen. Einkaufen ging immer nur meine Mama. So kam es tatsächlich so weit, dass ich mehr als ein Monat in keinem Auto saß. Ich verbrachte die Nachmittage mit lagen Telefonaten mit meiner Freundin, spielte auf meinen PC ein Spiel oder sah eine Fernsehserie, die ich wegen Corona angefangen hatte zu schauen. Sportlich gesehen durfte ich zwar nicht zum Reiten und Tennis, aber dafür spielte ich viele Tischtennismatches mit meinem Bruder und meiner Mama.

Dies ging dann ungefähr bis Ende Mai so weiter, bis uns bei einem weiteren Meeting unsere Klassenvorständin erzählte, dass wir ab Anfang Juni, in zwei Gruppen geteilt, wieder in die Schule kommen dürften. Zumindest gab es ab diesem Zeitpunkt wieder so etwas Ähnliches wie einen geregelten Schulalltag.

Ohne größere Veränderungen bewältigten wir dann die restlichen Wochen bis zu den Ferien. Tja, Ferien. Inzwischen waren die Corona-Zahlen wieder auf ein sehr niedriges Maß gesunken. Das war gut, denn so konnte meine Campingwoche und dann auch noch mein geplantes Reiterlager stattfinden. Was unseren Familienurlaub betraf, mussten wir leider umdisponieren. Statt der geplanten Großstadt Paris fuhren wir für ein paar Tage in die Berge. Wandern war angesagt. Einmal was anderes, aber sehr schön. Mein Tennistraining fand mittlerweile auch wieder regelmäßig statt und so vergingen die neun Wochen Ferien eigentlich wie immer viel zu schnell.

Dadurch, dass nicht alle ihren Urlaub in Österreich verbrachten und es viele auch mit dem notwendigen Abstand nicht so genau nahmen, stiegen die Corona-Zahlen leider wieder an. Trotzdem starteten wir, wie geplant vor zwei Wochen mit dem neuen Schuljahr. Ob das gut geht oder ob uns ein zweites Mal Homeschooling bevorsteht, weiß im Moment keiner.